Smartphone Sensoren & smarte Software – Teil 2

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Standort- und Lageerkennung, Bewegungs- und Verhaltenserkennung und Bilderkennung wurden in Smartphone Sensoren & smarte Software - Teil 1 bereits vorgestellt.

Datenübertrags- & Kommunikationsfunktionen

Neben dem Mobilfunkmodul für Sprache, SMS und Datenübertragung stecken in heutigen Smartphones noch weitere Funktechnologien zum Austausch von Daten.

SMS werden immer noch gerne für 2-Faktor-Authentifizierungen und Verifizierung des Benutzers herangezogen. Sowohl das Senden als Empfangen solcher Nachrichten kann aus Apps heraus getriggert bzw. erkannt werden. Auch der Versand von E-Mails oder das Starten von Telefonanrufen kann direkt aus Apps heraus angestoßen werden (z.B. zur einfachen Kontaktaufnahme mit dem Support auf Knopfdruck).

WLAN ist wohl die vom Otto Normalverbraucher am meisten genutzte alternative Datenverbindung und heute praktisch in jedem Haushalt und rund um den Globus an vielen öffentlichen Orten verfügbar.

Öffentliche WLANs nutzen oft Landingpages auf denen der Nutzer sich mit den AGB des Anbieters einverstanden erklären muss. Diese Landingpages können aber auch gezielt zur Bewerbung der eigenen App oder sonstigen Gegebenheiten am Standort genutzt werden.

Bluetooth dient als Kurzstreckenfunk zum Verbinden des Smartphones mit externen Geräten und zum Datenaustausch zwischen zwei Telefonen. So lassen sich nicht nur Fitnesstracker oder Smartwatches koppeln, sondern zum Beispiel auch Daten mit einem Getränkeautomaten für die Bestellung/Bezahlung mittels Smartphone austauschen.

Beacons basieren auf dem Bluetooth Protokoll BLE (Bluetooth Low Energy) und senden in kurzen Zeitintervallen ihre eigene ID (eindeutige Kennung), die vom Smartphone und den darauf installierten Apps erkannt werden können. Genutzt wird das, um Aktionen bei Betreten eines Bereichs zu triggern (Erinnerung an die Kundenkarte an der Kasse, Ausspielen einer Willkommensmeldung am Eingang, …) oder zur Indoor-Navigation, um den Nutzer innerhalb von Gebäuden in denen es meist keinen GPS-Empfang gibt, bei der Orientierung zu unterstützen.

Auch NFC ist eine Kurzstreckenfunktechnologie und in den meisten Android-Geräten bereits integriert. Bei iOS wurde die Hardware zwar bereitgestellt, doch die uneingeschränkte Nutzung ist noch nicht gestattet. NFC dient einerseits zum Auslesen von sogenannten Tags (z.B. an Waren oder Gepäckstücken), die Textinformationen oder auch Kontaktdaten enthalten können und andererseits zur Übermittlung von Daten.

NFC-Chips werden gerne in technischen Geräten verbaut (Fernseher, portable Lautsprecher, …), um das automatische Verbinden mittels Bluetooth durch Scannen des Tags anzustoßen. Ein anderes Einsatzgebiet ist das kontaktlose Bezahlen an der Kasse. Android-Nutzer können schon heute die kontaktlosen Kartenterminals nutzen, um durch kurzes Berühren mit dem eigenen Smartphone mittels virtualisierter Kreditkarte zu bezahlen.

Sicherheitsfeatures

PIN-Eingabe und Sperrmuster sind schon wieder alte Schule. Heute werden Geräte mit dem eigenen Fingerabdruck entsperrt. Auch Einkäufe bzw. Zahlungen können so freigegeben werden. Der Fingerprintsensor macht es möglich und ist bei aktuellen iOS-Geräten bereits Standard, Android hat diese Funktion aber weiterhin den High-End-Smartphones vorbehalten wodurch der Fingerprintsensor nicht flächendeckend verfügbar ist. Insofern kann er immer nur eine Alternative zur klassischen PIN sein. Viele Expertentests haben gezeigt, dass diese Methode zwar nutzerfreundlich, jedoch für Angreifer auch keine 100%ige Hürde, ist.

Ausspielen von Benachrichtigungen

Das Smartphone ist nicht mehr nur ein Telefon, sondern Lebensbegleiter, der uns im Alltag unterstützt. Dementsprechend macht es Sinn, dass sich das Smartphone bei uns meldet, wenn es Wichtiges zu berichten gibt.

Daher haben wir als App-Entwickler für Benachrichtigungen aller Art, von der Erinnerung an den nächsten Termin, über den Hinweis auf die Preissenkung eines Artikels in unserer Einkaufsliste, bis hin zur klassischen Werbenachricht, verschiedene Möglichkeiten, um mit unseren Nutzern in Kontakt zu treten:

Auf klassischem Weg werden Nachrichten als SMS versendet. Viel zeitgemäßer sind allerdings Push-Notifications. Im Gegensatz zur SMS wird hier eine aktive Datenverbindung vorausgesetzt. Daher sollte man bei kritischen Anwendungen (z.B. dem Versand von TANs beim Online-Banking) zusätzlich zur modernen Push-Notification immer noch die klassische SMS als Fallback versenden. Push-Notifications werden im Backendserver generiert und von dort aus über Services der OS-Hersteller (Apple/Google) verschickt. Im selben Stil kann die lokale App ausgelöst durch eine Nutzeraktion wie beispielsweise einem abgelaufenem Timer oder dem Kontakt mit einem Beacon, Benachrichtigungen versenden.

Schlussendlich sollte man bei allem Ehrgeiz und allen Marketingmaßnahmen den Nutzer nicht vergessen: Er sollte immer die Möglichkeit haben, Erinnerungen einfach zu aktivieren oder auch zu deaktivieren - am Besten gezielt für einzelne Funktionen oder Themen. Denn letzten Endes sollen Benachrichtigungen eine Hilfe sein und einem nicht „auf die Nerven gehen“ sodass eine Deinstallation der App droht.

Eine besondere Rolle in Verbindung mit Notifications spielen Smartwatches, da die am Handy empfangenen Notifications oft 1:1 direkt aufs Handgelenk des Nutzers weitergeleitet werden und somit zu einer schnelleren Interaktion mit dem Nutzer führen können.

Tracking des Nutzerverhaltens

Um Rückschlüsse über gut oder schlecht angenommene Funktionen, Conversion-Rates oder Anwesenheit bzw. Aktivität der Nutzer ziehen zu können, helfen uns diverse Tracking-Methoden. So kann nicht nur die Experience der App, sondern auch das eigene Angebot für den Nutzer optimiert werden.

Verhalten in der App und Conversation-Rates von Prozessen oder auch ausgespielten Benachrichtigungen werden mit Tracking-Tools wie Google Analytics oder Adjust gemessen. Ohne weitere Konfiguration tracken diese Basisinformationen über die Nutzung der App. Wer detailliertere Daten für die Analyse benötigt, kann sich eigene Events für Klicks auf Elemente/Buttons oder Bildschirmansichten definieren um daraus Funnels für Conversions erstellen.

Das Tracking von Kontaktaufnahmen mit Beacons oder WLAN-Hotsposts bietet uns die Möglichkeit die Anwesenheit von Nutzern an bestimmten Orten zu erfassen und daraus sogar Bewegungsmuster innerhalb eines Areals bis über Landesgrenzen hinweg zu erfassen.

Unterschiede zwischen den OS-Plattformen

Auch wenn viele der oben genannten Techniken auf diversen Geräten verfügbar sind, so gibt es zwischen den Plattformen iOS und Android doch signifikante Unterschiede:

iOS ist durch Apple sehr stark reglementiert, was zum Einem der Sicherheit und Qualität von Apps zu Gute kommt, zum Anderen aber auch keinen direkten Zugriff auf Systemebene oder Hardware erlaubt. Das macht sich unter anderem in den folgenden Ausprägungen bemerkbar:

  • Unter iOS gibt es keinen direkten Zugriff auf die NFC-Schnittstelle. Mit iOS 11 wird diese Limitierung zwar aufgeweicht, erlaubt wird aber weiterhin nur die Nutzung eines Bruchteils der in der NFC-Spezifikation enthaltenen Methoden. Mobile Payment via NFC abseits von Apple Pay bleibt somit weiterhin Android-Geräten vorenthalten.
  • iOS ermöglicht kein Überschreiben des Sperrbildschirms oder das Reaktivieren des ausgeschalteten Telefons, womit sich z.B. kein eigener Wecker realisieren lässt.
  • Es gibt strenge Richtlinien, wie und wann Zahlungen ohne In-App-Käufe abgewickelt werden dürfen.

Doch auch Android hält den einen oder anderen Stolperstein bereit: So sind nicht alle Features (wie NFC oder Fingerprintsensor) in allen Geräten verbaut. Während bei iOS das Geräteportfolio genau definiert ist, ist jedes Android-Gerät in Bezug auf Ausstattung, Leistung und Displaygröße unterschiedlich und erfordert daher oft die Entwicklung von Fallbacks und Workarounds, um auch wirklich die breite Masse an Geräten zu unterstützen.

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